Andere Vorbilder
Liebe Gemeindemitglieder,
in den vergangenen Tagen hat es mich nach Wien verschlagen. Eine wirklich beeindruckende Stadt – an Kunst und Kultur kommt man eigentlich nicht vorbei! Überall begegnet man bekannten Gemälden – seien es Porträts der Habsburger Könige und Kaiser oder religiöse Darstellungen… Allen gemeinsam ist, dass diese Gemälde jeweils etwas vermitteln wollen. So zum Beispiel ein bekanntes Gemälde der Kaiserin Elisabeth: Sissi war eine schöne, starke, nachdenkliche Frau; dies wurde in Großformat für die Nachwelt festgehalten.
Oft stand ich aber auch vor Gemälden, die ohne Titel, die nicht ganz eindeutig waren – wo man eben nicht wusste, wer oder gar was da genau zu sehen war. Vielleicht konnte man Menschen darauf erkennen – Menschen wie Du und ich; manchmal waren Gesten zu sehen, bei anderen besondere Symbole und wiederum bei anderen wurden die Farben besonders hervorgehoben… Gerade diese Bilder haben mich zum Nachdenken angeregt: Was wollen wohl diese Bilder darstellen und aussagen?
Vor einiger Zeit schon bin ich auf Instagram auf einen polnischen Ikonenmaler gestoßen: Borys Fiodorowicz. Seine Bilder sind eindeutig als Ikonen zu erkennen: goldene Grundierung, Heiligenschein, Symbole – aber sie sind dann doch ganz anders! Seine Ikonen zeigen nicht die klassischen Heiligen-Ikonen, wie wir sie aus den Kirchen kennen; es sind Ikonen, die Probleme und Herausforderungen unserer Zeit beschreiben… So möglicherweise auch die sog. „Jesus-Ikone“: Sie zeigt zum Beispiel einen jungen bärtigen Mann mit Heiligenschein, grauem Hoodie und der Aufschrift „Love XXL“. Eine andere Ikone zeigt eine junge Frau in einem roten Gewand, mit Heiligenschein und einem bunten Tuch in den Händen, das sie dem Betrachter präsentiert. Wieder eine andere zeigt eine bekannte Darstellung des Heiligen Franziskus - nur als goldene Silhouette mit fliegenden Tauben.
Diese Beispiele lenken unseren Blick auf den Monat Mai: So gedenken wir in diesem Monat besonders der Gottesmutter Maria – eines Vorbilds im Glauben. Gerade von ihr gibt es zahlreiche Darstellungen und Ikonen – Maria: die Muttergottes, die immerwährende Hilfe, die Knotenlöserin, die Jungfrau…. Und immer damit verbunden je eine Aussage über Maria. Mit der beschriebenen Darstellung des polnischen Künstlers habe ich persönlich noch einmal einen ganz neuen und mir nicht fremden Zugang zu Maria bekommen: Maria als eine Frau, die die Vielfalt des Glaubens zeigt, uns die Vielfalt des Lebens buchstäblich vor Augen führt und gleichsam vermittelt: Auch Du, egal wie Du bist, gehörst dazu! Für mich ein Vorbild der Vielfalt.
Ein Heiliger Franziskus – für mich dargestellt mit Friedenstauben im Inneren. Ein Symbol dafür, dass Franziskus uns vor Augen führt, dass der Frieden mit das Wichtigste ist, was wir brauchen; dass er uns vor Augen führt, dass Frieden auch und vor allem bei uns selbst anfangen muss und wachsen kann. Darauf machen gerade auch in diesem Jahr die Pfingstaktion RENOVABIS „Damit Frieden wachsen kann“ und das Motto des Katholikentages „Zukunft hat der Mensch des Friedens“ aufmerksam. Für mich ein Vorbild des Friedens.
Auf einem weiteren Bild ist Jesus zu erkennen, der uns sagt: „Schau her und siehe. Liebe steht im Mittelpunkt. Unbegrenzt.“ Und es ist ein Jesus, der mich ansieht. Mein Leben und meine Liebe; ein Jesus, der mir und allen Menschen nahe ist und sein will. Für mich ein schöner Gedanke für das bevorstehende Fronleichnamsfest und Vorbild für mein eigenes Tun und Handeln.
Vielleicht stehen Sie ja in den nächsten Tagen auch vor einem Bild und lassen sich so neu inspirieren… Ihr
Johannes Marx, Gemeindereferent